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22.03.2023

Visionen mit Zukunft: So wollen Jugendliche ihre Heimatregion aktiv verändern

 

Bad Berleburg. Mit kleinen Ideen große Ziele verwirklichen: Bei der Jugendkonferenz „Visions“ in Bad Berleburg trafen jetzt die „Gestalter von Morgen“ zusammen, um im Hier und Jetzt gemeinsam Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Dabei zeigten sich die Jugendlichen nicht nur kreativ, sondern auch durchaus pragmatisch. Ganz gleich ob konkrete Ideen wie ein Basketballturnier für Inklusion und gegen Rassismus, Strategien zum bewussten und nachhaltigen Einkaufen oder eher abstraktere Modellvorhaben wie ein selbstaufladendes Automobil, das keine Energie verbraucht, sondern während der Fahrt welche erzeugt – der Kreativität und dem fantasievollen Ideenreichtum von über 200 Jugendlichen waren am Mittwoch im Bürgerhaus am Markt in Bad Berleburg keine Grenzen gesetzt.

 

Denn jeder noch so kleine Gedanke könnte in Zukunft Großes bewirken und ist es deshalb Wert, zum Ausdruck gebracht und gehört zu werden. Das zumindest ist die Kernbotschaft, die hinter der Jugendkonferenz „Visions“ steckt und die von dem Projekt des Schmallenberger Vereins „Ensible“ ausgehen soll. Als „Leuchtturmprojekt für Jugendliche im ländlichen Raum“ bezeichnete der Vereinsvorsitzende Yao Houphouet die Zusammenkunft, die in diesem Jahr das dritte Mal stattfand und dabei erstmals in der Stadt der Dörfer Station machte. „Wir wollen, dass die jungen Leute von passiven Konsumenten zu aktiven Mitgestaltern in ihrer eigenen Region werden“, so Houphouet.

Von der Planlosigkeit zum konkreten Konzept

„Irgendwie war ich am Anfang ziemlich plan- und ideenlos“, räumte der 14-jährige Hardy offen ein. Genau wie seine Mitstreiter Sascha (14), Fabian (13) und Marissa (13) hat sich der Bad Berleburger dem Workshop „Deine Projekte wollen starten“ angeschlossen und mit dieser anfänglichen Konzeptlosigkeit womöglich sogar unwissentlich dennoch genau das richtige Rüstzeug für die Gruppenarbeit mitgebracht.

Denn mit Unterstützung von Yao Houphouet wurde dem Schüler nach und nach klar, dass er seine eigenen Wertevorstellungen und Ideale in konkrete Ideen ummünzen kann. „Egal ob bei Festivals, Sportarten wie Fußball oder Basketball oder in der Schule – mir ist es wichtig, dass niemand ausgegrenzt wird“, betonte der 14-Jährige.

Auf dieser Basis entwickelte er gemeinsam mit seinen Freunden schließlich die Idee, ein inklusives und für alle offenes Sportevent ins Leben zu rufen, an dem jeder teilnehmen und neue Freunde finden kann. „Vielleicht ja sogar in der Form, dass einfach jeder Spieler beim Basketball im Rollstuhl sitzt, sodass auch Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben, daran teilzunehmen“, schlug Yao Houphouet vor und stieß mit diesem Ansatz bei den Jugendlichen auf Begeisterung.

Jugendliche wollen selbst mit anpacken

Durchführen wollen sie die Veranstaltung am Liebsten in Eigenregie. „Ich will selbst mit anpacken, denn wir Jugendlichen wissen ja schließlich am Besten, was uns wichtig ist“, verdeutlichte Marissa.

Marvin und Vincent hingegen hatten schon konkreten Vorstellungen mitgebracht. Sie wollen ein Automobil entwickeln, dass sich selbst auflädt und dabei Energie erzeugt, anstatt sie zu verbrauchen. Die beiden Zwölfjährigen sind derart überzeugt von ihrer Idee, dass sie sich auf Anraten des Ensible-Vorsitzenden in den bevorstehenden Osterferien konkret Gedanken machen wollen, welche Experten und Fachleute sie diesbezüglich kontaktieren.

14 unterschiedliche Workshops

Der Projektstart-Workshop war dabei nur einer von insgesamt 14, die im Bürgerhaus am Markt im Rahmen der Jugendkonferenz angeboten wurden. Auch Themenschwerpunkte wie Fairtrade, nachhaltiges Einkaufen, professionelle Film- und Fotografie-Aufnahmen oder auch Aktionen gegen Rassismus wurden von den 217 Jugendliche aus zwölf unterschiedlichen Schulen und neun Kommunen abgedeckt.

„Ein ganz zentrales Element ist dabei die Wertschätzung. Jugendliche sollen spüren: Ich bin was wert und meine Ideen werden gehört. Denn nur aus dieser Gewissheit heraus können – wie der Name der Konferenz schon sagt – Visionen entstehen. Der nächste Schritt ist dann die Umsetzung, erst danach kommt irgendwann das Geld“, so Yao Houphouet.

Letzteres wiederum stellen unter anderem das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW, der Landwirtschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) sowie die sieben „Youth and Arts“-Verbundstädte und Gemeinden Bad Berleburg, Bestwig, Brilon, Hallenberg, Medebach, Olsberg und Winterberg bereit.

Bad Berleburgs Bürgermeister sieht „geiles Angebot im ländlichen Raum“

„Interkommunale Zusammenarbeit at its best“ nannte deshalb auch Bad Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann die Veranstaltung. Als Gastgeber ließ es sich das Stadtoberhaupt nicht nehmen, ein persönliches Wort an die Schülerinnen und Schüler in der Odebornstadt zu richten. „Ohne euch, wäre unsere Zukunft nichts. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch vernetzt. Dass ihr Ideen habt. Und diese Ideen auch formuliert.

Denn eines ist mir ganz wichtig: Ich möchte, dass Kinder und Jugendliche eine Stimme haben, dass sie in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.“ Die Jugendkonferenz sei dafür prädestiniert – einfach ein „geiles Angebot im ländlichen Raum“, so Bernd Fuhrmann.

Artikel und Fotos von Lars Lenneper (Siegener Zeitung)

 

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